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AVIVA-BERLIN.de 2/21/5785 - Beitrag vom 21.07.2005


Neue Kommunikationsformen zum Thema Shoa
Sarah Ross

Mit dem Wintersemester 2005/2006 wird die amerikanisch-jüdische Touro University das "Bernard Lander Institute for Communication about the Holocaust and Tolerance" in Berlin errichten.




In den vergangenen sechs Jahrzehnten wurden Teile des als Holocaust bezeichneten Abschnitts jüdischer, europäischer und deutscher Geschichte in der historischen und politikwissenschaftlichen Forschung durch zahlreiche detaillierte Einzelstudien umfassend erforscht. Was bisher jedoch fehlte, ist eine Gesamtdarstellung und besonders die Kommunikation über den Holocaust, über die bereits vorhandene Forschung, die Metastrukturen und dessen Zusammenhänge.
Mit der Errichtung des "Bernard Lander Institute for Communication about the Holocaust and Tolerance" auf dem Campus am Rupenhorn, soll diese Lücke in der Wissenschaft und Lehre geschlossen werden. Dr. Andreas Nachama, Gründungsdirektor des Instituts, erklärte, dass die Gesamtstrukturen des Holocaust in Europa sicht-, durchschau- und verstehbar gemacht werden müssen.

Vor allem jedoch sollen die neuen Formen der Vermittlung von Wissen und Erfahrungen über den Holocaust und seine Zeitperiode, die am neu errichteten Institut entwickelt und publiziert werden, in der Öffentlichkeit Deutschlands wirken. Diese Erkenntnisse werden durch MultiplikatorInnen an Schulen und anderen Einrichtungen der Erwachsenenbildung eingesetzt. Dabei sollen vor allem israelische und US-amerikanische Erfahrungen bei der erfolgreichen Vermittlung des Holocaust präsentiert und vergleichende Curriculumsstudien unternommen werden.
Ein derartiges Institut, das die "zahllosen wichtigen und fundierten Arbeiten und Erkenntnisse und eine entsprechende umfassende und zeitgemäße Kommunikation zum Thema Holocaust" zusammenführt, so Dr. Bernard Lander, Gründer der Touro University, New York, fehlte bisher an einer Universität in Deutschland, trotz der zahlreichen Gedenkstätten und ihrer verdienstvollen Wirkung.

Ziel des Instituts ist es, eine neue und zeitgemäße Kommunikation des Themas Holocaust und Toleranz in der deutschen und für die deutsche Öffentlichkeit zu entwickeln. Diese soll eine alternative Form des Erinnerns möglich machen, die die oft als verordnet empfundene aktuelle Trauer- und Erinnerungsarbeit ersetzt. Da sich die Rezeption der Zeitperiode Holocaust auch innerhalb der jüdischen Gemeinden in Deutschland durch die Zuwanderung russischsprachiger Jüdinnen und Juden verändert hat, bedarf es folglich auch einer veränderten Kommunikation innerhalb der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Die zukünftige Arbeit am Institut für Kommunikation über Holocaust und Toleranz wird zwei Seiten haben: Neben der Vermittlung historischer Fakten und Zusammenhänge zum NS-Terror sowohl für die Mehrheitsgesellschaft als auch für die nachwachsenden Generationen der Minderheitsgesellschaften, wird es auch um die positive Sichtbarmachung der Werte und Ideale für die Mehrheitsgesellschaft, für die eine Minderheitsgesellschaft, für die z.B. die jüdische steht, gehen.

Das neue Institut wird zunächst in außercurricularen Veranstaltungen Beispiele für die Vermittlung des Holocaust Interessierten nahe bringen sowie die Curriculumsveranstaltungen des Touro College Berlin unterstützen. Öffentlichen Vorträgen über den Holocaust und Toleranz werden seminarähnliche Übungen folgen, die die Vermittlung der jeweiligen speziellen Themen mit wissenschaftlichen Materialien und konkreten Kommunikationsbeispielen dokumentiert.
Zukünftig wird geprüft werden, ob das Institut auch einen gesonderten Studiengang "For Communication about the Holocaust and Tolerance" einrichten kann.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.touroberlin.de



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Beitrag vom 21.07.2005

Sarah Ross